Netzwerker im Osten — Konrad Erben

Neunzigerjahre, Thüringen. Konrad Erben wächst in Jena auf, in der Kindheit erlebt er Rassismus, an sicheren Rückzugsorten fehlt es komplett. Er nennt das charakteristisch für Ostdeutschland und will langfristig Safe Spaces etablieren.
6. September 2022
1 Minute Lesezeit
Text: Demba Sanoh — Foto: Benjamin Jenak

„Ich glaube nicht, dass es spezifische ostdeutsche Rassismus-Erfahrungen gibt, aber ihre Frequenz ist hier viel höher“, erzählt Konrad Erben. Es waren diese häufiger auftretenden Anfeindungen, die ihn zu seinem Engagement brachten. Erben studiert in Jena Soziale Arbeit und gibt an der Hochschule Seminare zum Thema Radikalisierung. Er setzt sich seit langem schon für eine bessere Jugendarbeit in seiner Heimatstadt ein, war beteiligt an der Gründung einer Thüringer Ortsgruppe der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland.

Regionale Unterschiede erkennt Erben schon: „Was in Ostdeutschland tatsächlich anders ist, sind die fehlenden Rückzugsräume.“ Die DDR-Oberen hatten schließlich nicht vorgesehen, dass Gastarbeitende dauerhaft bleiben. Auch die Einheit änderte an dieser Haltung nur wenig – und gerade junge Schwarze Menschen waren auf sich alleine gestellt. „In Westdeutschland gibt es über Jahrzehnte gewachsene migrantische Communities. Bei uns fehlen die.“ Konrad Erben stellt sich diesem Problem und schließt neue Bündnisse mit anderen Gleichgesinnten. „Es gibt inzwischen verschiedene Schwarze Gruppen im Osten. Die sind zwar kleiner als die im Westen, aber sie existieren.“ Für Erben ist das durchaus ein Fortschritt und einer, der ihn zuversichtlich stimmt. Dass weitere Netzwerke folgen werden, steht für ihn längst fest.

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA gingen auch in Deutschland Zehntausende auf die Straßen, um gegen Rassismus zu protestieren. Mit Black Lives Matter haben sich Schwarze Menschen ihr ganz eigenes Podium errichtet, um Erfahrungen und Probleme mit der großen Öffentlichkeit zu teilen. Gesprochen haben sie auch schon davor, nur hat die weiße Mehrheit eben nur selten zugehört. Schwarze Menschen bleiben meist unsichtbar und haben mit Anfeindungen zu kämpfen. Also mischen sie sich ein, um endlich mitbestimmen und in einer anderen, vor allem offeneren Gesellschaft leben zu können.

Dieser Text erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des Veto Magazins: www.veto-mag.de/shop. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten: Ihr seid nicht allein!

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