Linke Agenda — Vincent Bababoutilabo

Musiker, Autor, Wissenschaftler und Aktivist – er arbeitet künstlerisch und politisch, um in dieser Gesellschaft etwas zu verändern. Als Mitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland fordert Vincent Bababoutilabo eine Agenda.
6. September 2022
1 Minute Lesezeit
Text: Demba Sanoh — Foto: Benjamin Jenak

Jazz-Musiker, Projektmanager bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mitglied in der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD), Aktivist. Vincent Bababoutilabo scheint sich nicht auf etwas festlegen zu wollen. Diese Vielseitigkeit prägt auch die Musik seiner Bandprojekte. Und in allem, was er tut, versteht er sich als links: „Ich schaue mir die materielle Realität von Schwarzen Menschen an und sehe viele Probleme – Arbeitsbedingungen, Visa-Gerechtigkeit, Abschiebungen oder Wohnraum.“ Im deutschen Black Lives Matter-Diskurs fänden diese Perspektiven nicht genügend Raum, erklärt er: „Wir sprechen zu wenig über migrantische Geschichten, obwohl wir alle afrikanische Menschen in der Familie haben, die in erster Generation migriert sind. Die Probleme waren immer die gleichen.“ 

Er will endlich die Missstände vor Ort angehen. Deswegen fordert er von der ISD „einen 10-Punkte-Plan im Stil der amerikanischen Black-Panther-Bewegung“. Darin sollten zum Beispiel konkrete Forderungen wie eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Geflüchtete stehen. Damit lasse sich außerdem „besser Politik machen als mit abstrakten Konzepten wie kultureller Aneignung“. Für Bababoutilabo sind Kapitalismus und Rassismus untrennbar verbunden: „Teil des Schwarzen Kampfes ist es, Tönnies zu enteignen.“

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA gingen auch in Deutschland Zehntausende auf die Straßen, um gegen Rassismus zu protestieren. Mit Black Lives Matter haben sich Schwarze Menschen ihr ganz eigenes Podium errichtet, um Erfahrungen und Probleme mit der großen Öffentlichkeit zu teilen. Gesprochen haben sie auch schon davor, nur hat die weiße Mehrheit eben nur selten zugehört. Schwarze Menschen bleiben meist unsichtbar und haben mit Anfeindungen zu kämpfen. Also mischen sie sich ein, um endlich mitbestimmen und in einer anderen, vor allem offeneren Gesellschaft leben zu können.

Dieser Text erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des Veto Magazins: www.veto-mag.de/shop. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten: Ihr seid nicht allein!

Weiterlesen

An der Grenze — Osman Oğuz

Wie verändert sich die Hilfe für Geflüchtete, wenn staatliche Fördergelder fehlen und die gesellschaftliche Solidarität schwindet? Zu Besuch bei einer der wenigen Beratungsstellen in Sachsen, die jeden Tag auffängt, was systemisch falsch läuft.

Ruder rumreißen — Veronika Dimke

Das Mittelmeer ist ein Massengrab. Auf der Flucht nach Europa verlieren hier viele ihr Leben. Das Bündnis f.Lotta hat mit 13 Schiffen die Gewässer vor Lampedusa für zwei Wochen besetzt. Veronika Dimke war mit an Bord. Ein Aktionstagebuch.

Blockschrift — Kolumne Jasmina Kuhnke

George Floyd: ein Name, der mahnt. Aber wer kennt Mouhamed Dramé, Oury Jalloh, Lorenz A. oder Nelson? Auch sie wurden Opfer tödlicher Polizeigewalt. Es geschah mitten unter uns. Doch die allermeisten Menschen lässt das kalt.

Vorverurteilt — Justice Collective

Die Justiz wird als neutrale Instanz beschrieben, doch Macht und Diskriminierung sind genauso vor Gericht ein Problem. Das Justice Collective beobachtet Prozesse und hilft Betroffenen. Über den Fall Cleo G. und ein transfeindliches Strafsystem.

Heilend — Therapie mal anders

Rassismus und geschlechtsspezifische Gewalt sind für Menschen, die in der Psychotherapie arbeiten, oft Leerstellen. Eine Dresdner Hochschulgruppe will vor allem Betroffenen mehr Raum geben. Sie spricht an, was im Studium fehlt.

Journalismus mit Haltung

Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne und stellen all jene vor, die für Veränderung etwas riskieren. Veto ist die Stimme der unzähligen Engagierten im Land und macht sichtbar, was sie täglich leisten. Sie helfen überall dort, wo Menschen in Not sind, sie greifen ein, wenn andere ausgegrenzt werden und sie suchen nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten da draußen: Ihr seid nicht allein!

Du kannst uns mit einer Spende unterstützen: DE50 4306 0967 1305 6302 00 oder via PayPal.