Linke Agenda — Vincent Bababoutilabo

Musiker, Autor, Wissenschaftler und Aktivist – er arbeitet künstlerisch und politisch, um in dieser Gesellschaft etwas zu verändern. Als Mitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland fordert Vincent Bababoutilabo eine Agenda.
0 Shares
0
0
0
0
0
0
Text: Demba Sanoh — Foto: Benjamin Jenak

Jazz-Musiker, Projektmanager bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mitglied in der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD), Aktivist. Vincent Bababoutilabo scheint sich nicht auf etwas festlegen zu wollen. Diese Vielseitigkeit prägt auch die Musik seiner Bandprojekte. Und in allem, was er tut, versteht er sich als links: „Ich schaue mir die materielle Realität von Schwarzen Menschen an und sehe viele Probleme – Arbeitsbedingungen, Visa-Gerechtigkeit, Abschiebungen oder Wohnraum.“ Im deutschen Black Lives Matter-Diskurs fänden diese Perspektiven nicht genügend Raum, erklärt er: „Wir sprechen zu wenig über migrantische Geschichten, obwohl wir alle afrikanische Menschen in der Familie haben, die in erster Generation migriert sind. Die Probleme waren immer die gleichen.“ 

Er will endlich die Missstände vor Ort angehen. Deswegen fordert er von der ISD „einen 10-Punkte-Plan im Stil der amerikanischen Black-Panther-Bewegung“. Darin sollten zum Beispiel konkrete Forderungen wie eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Geflüchtete stehen. Damit lasse sich außerdem „besser Politik machen als mit abstrakten Konzepten wie kultureller Aneignung“. Für Bababoutilabo sind Kapitalismus und Rassismus untrennbar verbunden: „Teil des Schwarzen Kampfes ist es, Tönnies zu enteignen.“

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA gingen auch in Deutschland Zehntausende auf die Straßen, um gegen Rassismus zu protestieren. Mit Black Lives Matter haben sich Schwarze Menschen ihr ganz eigenes Podium errichtet, um Erfahrungen und Probleme mit der großen Öffentlichkeit zu teilen. Gesprochen haben sie auch schon davor, nur hat die weiße Mehrheit eben nur selten zugehört. Schwarze Menschen bleiben meist unsichtbar und haben mit Anfeindungen zu kämpfen. Also mischen sie sich ein, um endlich mitbestimmen und in einer anderen, vor allem offeneren Gesellschaft leben zu können.

Dieser Text erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des Veto Magazins: www.veto-mag.de/shop. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten: Ihr seid nicht allein!

Noch mehr lesen

Die Masken fallen — HoGeSatzbau

Die „Hooligans gegen Satzbau“ sind aus den sozialen Netzwerken nicht wegzudenken. Doch nach acht Jahren löschen sie sich selbst. Wer steckt hinter den Sturmhauben und wie geht es weiter? Zu Besuch bei bekannten Unbekannten.

Fließend Wasser — Dominik Bloh

Wie hart das Leben auf der Straße ist, weiß Dominik Bloh aus eigener Erfahrung. Mit einem markanten Duschbus gibt er wohnungslosen Menschen in Hamburg seit Beginn der Corona-Pandemie ein Stück verlorengegangener Würde zurück.

Zimmer im Freien — Lisa und Timo Gelzhäuser

Die Hälfte des deutschen Waldes ist in privater Hand. Doch Schädlinge und die Klimakrise lassen die weiten grünen Flächen kahler werden. Lisa und Timo Gelzhäuser bauen aus ihrem Schadholz Tiny Houses.

Queere Katholikin — Veronika Gräwe

Für die queere, katholische Aktivistin Veronika Gräwe ist ihre eigene Identität ein Risiko. Denn ihre Kirche erkannte sie lange nicht an. Daher beschloss die Theologin, sich mit der Glaubensinstitution anzulegen.

Fürsprecher — Aljosha Muttardi

Aljosha Muttardi ist der gute Freund, der einem schlagende Argumente zuflüstert, wenn auf der Familienfeier wieder über Tofu geschimpft wird. Auf Social Media ist er für viele zu dem Vorbild geworden, das er sich immer wünschte.

Asphalt-Wildnis — Fionn Pape

Sie sind überall, werden getreten und überleben trotzdem. Der Guerilla-Botaniker Fionn Pape holt urbane Wildpflanzen aus der Unsichtbarkeit und setzt mit Namensschildchen aus Kreide vergängliche Denkmäler.