Aufklärerisch — Melina Borčak

Melina Borčak spricht von „Erinnerungskultur am Limit“, erklärt, warum der Genozid in ihrer Heimat Bosnien keine Rolle in unseren Geschichtsbüchern spielt – und warum Medien ein Problem mit Fehlerkultur haben.
6. Juli 2023
1 Minute Lesezeit
Text: Melanie Skurt — Fotos: Benjamin Jenak

Journalistin und Filmemacherin Melina Borčak arbeitet seit Jahren an Themen, die sie nerven. Das sagt sie selbst und meint damit antimuslimischen Rassismus und Genozid, Tierschutz, Feminismus und Medienkritik. Für die kontinuierliche Auseinandersetzung unter anderem mit Kriegsverbrechen habe sie eigentlich keine Kraft mehr, erklärt sie, aber diese Arbeit sei wie ein Zwang. Denn immer wieder erlebe sie Geschichtsrevisionismus den sie nicht ignorieren könne. Um daran nicht kaputt zu gehen, hat Melina Borčak für die Zukunft neue Pläne.

In dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT erzählt sie von ihrem Netzwerk Perspective Collective und einer neuen Generation, die ihr die Hoffnung gibt, dass sich einige Dinge vielleicht doch strukturell ändern. Und sie berichtet eindrücklich von Kriegsverbrechen und dem Genozid insbesondere an bosnischen Muslim*innen in den Neunzigerjahren – die Zeit ihrer Kindheit.

1990 wird Melina Borčak in Bosnien geboren und flieht unter anderem mit ihrer Mutter und Schwester 1992 vor dem Völkermord. Sie wächst für einige Jahre in Nordrhein-Westfalen auf, bevor sie und ihre Familie mit dem offiziellen Kriegsende nach Bosnien zurück müssen. „Ein Albtraum“, erinnert sie sich. In diesem Gespräch macht sie klar, warum die Vergegenwärtigung der Geschichte hochaktuell ist: „Rechtsextreme Terroristen von El Paso über Utoya, Halle und München bis Christchurch sind inspiriert von serbischem Nationalismus und dem Genozid.“

Mit Veto geben wir dem Aktivismus im Land eine mediale Bühne. Warum? Weil es Zeit ist, all jene zu zeigen, die sich einmischen. Unser Selbstverständnis: Journalismus mit Haltung.

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Journalismus mit Haltung

Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne und stellen all jene vor, die für Veränderung etwas riskieren. Veto ist die Stimme der unzähligen Engagierten im Land und macht sichtbar, was sie täglich leisten. Sie helfen überall dort, wo Menschen in Not sind, sie greifen ein, wenn andere ausgegrenzt werden und sie suchen nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme.

Mediale Aufmerksamkeit aber bekommen ihre mutigen Ideen nur selten. Das muss sich ändern – und Aktivismus endlich raus aus der Nische! Die Aktiven brauchen vor eine starke Stimme und Wertschätzung für ihre Arbeit. Mit Veto machen wir Engagement sichtbar und zeigen denen, die finden, dass es nun höchste Zeit ist, sich einzumischen, wie es gehen kann. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten da draußen: Ihr seid nicht allein!

Mit Print gescheitert?

Veto gab es bis Sommer 2022 auch als gedrucktes Magazin. Doch die extrem gestiegenen Preise für Papier, Druck und Vertrieb wurden für uns zur unternehmerischen Herausforderung. Gleichzeitig bekamen wir Nachrichten aus der Community, dass sich viele ein Abo nicht mehr leisten können. Wir waren also gezwungen, das gedruckte Magazin nach insgesamt zehn Ausgaben (vorerst) einzustellen.

Aber – und das ist entscheidend: Es ist keinesfalls das Ende von Veto, sondern der Beginn von etwas Neuem. Denn in Zeiten multipler Krisen wird Veto dringend gebraucht. Um Hoffnung zu geben, zu verbinden, zu empowern und zu motivieren. Deshalb machen wir alle Recherchen und Porträts kostenfrei zugänglich. Denn: Der Zugang zu Informationen über Aktivismus und Engagement darf keinesfalls davon abhängen, was am Ende des Monats übrig ist.

Transparenzhinweis

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, dem GLS Treuhand e.V., dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und der Bürgerstiftung Dresden. Bis 2022 war auch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS beteiligt. Der Aufbau der Webseite wurden realisiert durch eine Förderung der Amadeu Antonio Stiftung (2019) und des Förderfonds Demokratie (2020).

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