Bote aus der Regenbogenhölle — Sir Mantis

Rapper Sir Mantis weiß, wie es ist, arm zu sein. Mitgenommen hat er die Gewissheit, dass nur Solidarität hilft. Rückblickend würde er vielleicht Entscheidungen anders treffen, aber niemals jemand anderes sein wollen.
23. Mai 2023
1 Minute Lesezeit
Text: Philine Schlick — Foto: Benjamin Jenak

Mit 13 beginnt Sir Mantis zu rappen, mit 14 kommt er „ins Heim“, mit 17 politisiert er sich. Seine Lieblings-CDs versteckt seine Mutter vor ihm, weil sie die Songs zu sexistisch findet. Jahre später ist Sir Mantis der erste trans Mann im Deutschrap. Er selbst sieht sich als „Bote aus der Regenbogenhölle“ und schlägt ein noch immer toxisches Musikgenre mit seinen eigenen Waffen: schonungslos, selbstkritisch und schlagfertig. Sein lang erwartetes Album nahm der Leipziger Producer im eigenen Homestudio auf: 180 Grad.

Nächstes Jahr will er sich als ausgebildeter Audio-Ingenieur selbstständig machen. Im Veto Podcast spricht Sir Mantis mit Ninia LaGrande über queeren Rap, echt leckeres Essen und über das Problem, dass Männer weniger Komplimente bekommen. Und er erklärt, warum Armut auch in Deutschland lebensbedrohlich ist. Wie ansteckend sein Lachen ist, welches Handy Sir Mantis als Jugendlicher besaß und welchen Einfluss das Netzwerk SchülerVZ auf seinen Musikkonsum hatte, erfahrt ihr in der neuen Folge von GANZSCHÖNLAUT.

Mit Veto geben wir dem Aktivismus im Land eine mediale Bühne. Warum? Weil es Zeit ist, all jene zu zeigen, die sich einmischen. Unser Selbstverständnis: Journalismus mit Haltung.

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Weggepfeffert — Queer Pride Dresden

CSDs werden immer öfter zur Zielscheibe von rechts. Doch die queere Community organisiert sich weiter und schützt sich selbst. Zu Besuch bei einem Pfefferspray-Workshop, der zeigt, wie Gruppen in Sachsen die neue Pride-Saison vorbereiten.

Heilend — Therapie mal anders

Rassismus und geschlechtsspezifische Gewalt sind für Menschen, die in der Psychotherapie arbeiten, oft Leerstellen. Eine Dresdner Hochschulgruppe will vor allem Betroffenen mehr Raum geben. Sie spricht an, was im Studium fehlt.

Gegen den Strom — Max

Weil er die Parolen auf den Querdenken-Demos in seiner Heimatstadt nicht mehr ertragen hat, stellte sich der 16-jährige Max selbst ans Mikro und hielt dagegen. Sein Leben hat sich seitdem verändert. Ein Spaziergang durch Bad Dürrenberg.

Feier frei — Rakans

Im Nachtleben spüren queere Menschen häufig Unsicherheit. Als Gegenentwurf veranstalten Rakans und das Kollektiv Rawmantique sexpositive Techno-Events. Zu Gast auf einer Party, die Exzentrik und Sicherheitsanspruch zusammendenkt.

Zahltag — Bo Osdrowski

Seit über einem Jahr können Asylsuchende in vielen Kommunen nur noch mit Bezahlkarte einkaufen. Die neue Bundesregierung will das System ausweiten – und gegen die vorgehen, die das Bezahlsystem aushebeln. Ein Besuch in Jena.

Journalismus mit Haltung

Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne und stellen all jene vor, die für Veränderung etwas riskieren. Veto ist die Stimme der unzähligen Engagierten im Land und macht sichtbar, was sie täglich leisten. Sie helfen überall dort, wo Menschen in Not sind, sie greifen ein, wenn andere ausgegrenzt werden und sie suchen nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme.

Mediale Aufmerksamkeit aber bekommen ihre mutigen Ideen nur selten. Das muss sich ändern – und Aktivismus endlich raus aus der Nische! Die Aktiven brauchen vor eine starke Stimme und Wertschätzung für ihre Arbeit. Mit Veto machen wir Engagement sichtbar und zeigen denen, die finden, dass es nun höchste Zeit ist, sich einzumischen, wie es gehen kann. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten da draußen: Ihr seid nicht allein!

Mit Print gescheitert?

Veto gab es bis Sommer 2022 auch als gedrucktes Magazin. Doch die extrem gestiegenen Preise für Papier, Druck und Vertrieb wurden für uns zur unternehmerischen Herausforderung. Gleichzeitig bekamen wir Nachrichten aus der Community, dass sich viele ein Abo nicht mehr leisten können. Wir waren also gezwungen, das gedruckte Magazin nach insgesamt zehn Ausgaben (vorerst) einzustellen.

Aber – und das ist entscheidend: Es ist keinesfalls das Ende von Veto, sondern der Beginn von etwas Neuem. Denn in Zeiten multipler Krisen wird Veto dringend gebraucht. Um Hoffnung zu geben, zu verbinden, zu empowern und zu motivieren. Deshalb machen wir alle Recherchen und Porträts kostenfrei zugänglich. Denn: Der Zugang zu Informationen über Aktivismus und Engagement darf keinesfalls davon abhängen, was am Ende des Monats übrig ist.

Transparenzhinweis

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, dem GLS Treuhand e.V., dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und der Bürgerstiftung Dresden. Bis 2022 war auch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS beteiligt. Der Aufbau der Webseite wurden realisiert durch eine Förderung der Amadeu Antonio Stiftung (2019) und des Förderfonds Demokratie (2020).

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