Auf den Punkt — Raul Krauthausen

Raul Krauthausen bringt Inklusion klug, innovativ und unbequem zur Sprache – und das seit Jahrzehnten. Er prangert aber nicht nur an, sondern entwickelt progressive Formate, die Beteiligung Realität werden lassen.
8. Juni 2023
1 Minute Lesezeit
Text: Philine Schlick — Foto: Anna Spindelndreier

Raul Krauthausen, der Mann mit der Mütze, ist der wohl bekannteste Inklusionsaktivist des Landes. Mit 17 befreundete er sich mit dem (inzwischen verstorbenen) Publizisten Roger Willemsen und war Gast in seiner Sendung – sein erster Auftritt in der Medienwelt, aus der er längst nicht mehr wegzudenken ist. Heute ist Raul Krauthausen Speaker, Moderator, Autor und noch vieles mehr. Über die Jahre seines Aktivismus hat er außerdem diverse Formate und Organisationen geschaffen, zum Beispiel den Verein Sozialhelden

Raul Krauthausen arbeitete für Radio Fritz, lud in seine eigene Talkshow „Face to Face“ ein, wirkte bei der Comedy-Fernsehserie „Jerks“ vor der Kamera mit und entwickelte Projekte wie Wheelmap – eine Karte zum Suchen und Finden rollstuhlgerechter Orte. Lange wollte er seine Behinderung nicht öffentlich thematisieren, sagt Raul Krauthausen. Schließlich würden auch nicht alle Frauen Frauenbeauftragte. Doch es gab gewichtige Gründe, es doch zu tun.

In der neuen Folge GANZSCHÖNLAUT spricht der wortgewandte Scharfdenker mit Stephan Anpalagan unter anderem über alberne Rollstuhl-Namen, die Herausforderung, in einer Zeit der Polaritäten zu leben und er erklärt, warum sogenannte Schutzräume für Menschen mit Behinderungen eigentlich nur der Mehrheitsgesellschaft helfen.

Mit Veto geben wir dem Aktivismus im Land eine mediale Bühne. Warum? Weil es Zeit ist, all jene zu zeigen, die sich einmischen. Unser Selbstverständnis: Journalismus mit Haltung.

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Mehr Gewicht — Jennifer Steiniger

Jahrelang ist Jennifer Steiniger getrieben vom Ideal normschlanker Körper. Der Druck gipfelt in einer Essstörung. Irgendwann zieht sie die Notbremse, wird zur Fettaktivistin „Nesvria“ und gibt heute online gewichtsinklusive Sportkurse.

Blut und Wut — Jana Sophie Gottert

Jana Sophie Gottert wäre wegen ihrer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, die oft als stressbedingtes Bauchweh abgetan wird, mehrfach fast gestorben. Sie kämpft lautstark gegen Ableismus, Tabus und Stigmata – und ihre Erkrankung.

Metamorphose — Mariam Claren

Mariam Claren kämpft für die Freilassung ihrer inhaftierten Mutter im Iran. Sie hat in kurzer Zeit große Aufmerksamkeit erregt und zudem eine lebensverändernde Entwicklung durchlaufen: von der Marketing-Managerin zur Vollzeitaktivistin.

Aufklärerisch — Melina Borčak

Melina Borčak spricht von „Erinnerungskultur am Limit“, erklärt, warum der Genozid in ihrer Heimat Bosnien keine Rolle in unseren Geschichtsbüchern spielt – und warum Medien ein Problem mit Fehlerkultur haben.

#Heimatliebe — Caspar Weimann

Die Narrative der „Neuen Rechten“ spielerisch durchschauen und ihre Codes in den sozialen Netzwerken erkennen – das ist die Idee des Handyspiels Loulu. Wie Caspar Weimann Theater in digitale Räume bringt.

Journalismus mit Haltung

Mit Veto geben wir Aktivismus eine mediale Bühne und stellen all jene vor, die für Veränderung etwas riskieren. Veto ist die Stimme der unzähligen Engagierten im Land und macht sichtbar, was sie täglich leisten. Sie helfen überall dort, wo Menschen in Not sind, sie greifen ein, wenn andere ausgegrenzt werden und sie suchen nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme.

Mediale Aufmerksamkeit aber bekommen ihre mutigen Ideen nur selten. Das muss sich ändern – und Aktivismus endlich raus aus der Nische! Die Aktiven brauchen vor eine starke Stimme und Wertschätzung für ihre Arbeit. Mit Veto machen wir Engagement sichtbar und zeigen denen, die finden, dass es nun höchste Zeit ist, sich einzumischen, wie es gehen kann. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten da draußen: Ihr seid nicht allein!

Mit Print gescheitert?

Veto gab es bis Sommer 2022 auch als gedrucktes Magazin. Doch die extrem gestiegenen Preise für Papier, Druck und Vertrieb wurden für uns zur unternehmerischen Herausforderung. Gleichzeitig bekamen wir Nachrichten aus der Community, dass sich viele ein Abo nicht mehr leisten können. Wir waren also gezwungen, das gedruckte Magazin nach insgesamt zehn Ausgaben (vorerst) einzustellen.

Aber – und das ist entscheidend: Es ist keinesfalls das Ende von Veto, sondern der Beginn von etwas Neuem. Denn in Zeiten multipler Krisen wird Veto dringend gebraucht. Um Hoffnung zu geben, zu verbinden, zu empowern und zu motivieren. Deshalb machen wir alle Recherchen und Porträts kostenfrei zugänglich. Denn: Der Zugang zu Informationen über Aktivismus und Engagement darf keinesfalls davon abhängen, was am Ende des Monats übrig ist.

Transparenzhinweis

Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, dem GLS Treuhand e.V., dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und der Bürgerstiftung Dresden. Bis 2022 war auch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS beteiligt. Der Aufbau der Webseite wurden realisiert durch eine Förderung der Amadeu Antonio Stiftung (2019) und des Förderfonds Demokratie (2020).

Du kannst uns mit einer Spende unterstützen: DE50 4306 0967 1305 6302 00 oder via PayPal.