Wunsch und Wirklichkeit — Emilene Wopana Mudimu

Als Sozialarbeiterin treibt Emilene Wopana Mudimu eine Idee an: Sie will junge Menschen ermutigen, die Realität nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Doch immer wieder werden ihrer aktivistischen Arbeit Steine in den Weg gelegt.
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Text: Demba Sanoh — Foto: Benjamin Jenak

Selbst an den Wochenenden steht Emilene Wopana Mudimu früh auf, um ihre Zeit effektiv zu nutzen. Sie ist Moderatorin von „Erklär mir mal“, einem Instagram-Kanal, der Debatten aus migrantischer und queerer Perspektive beschreibt. Sie spricht als Referentin zu Rassismus und Afro-Haaren. Vor allem aber leitet sie als Pädagogin das Kingzcorner, ein Jugendzentrum in Aachen. Was sie antreibt, ist der Wunsch, junge Menschen zu empowern. Der Hip-Hop hilft ihr dabei, sagt sie: „Die Kids sollen die Möglichkeit haben, ihre eigenen Narrative zu erzählen.“

Außerdem ist das Zentrum Schutzraum für Jugendliche mit Migrationsgeschichte: „Menschen gestalten solche Räume aus ihrer eigenen Positionierung heraus. Und wir wollen vermitteln, wie wichtig so etwas für BIPoC-Jugendliche ist.“ Es ist eine Botschaft, die auf kommunaler Ebene auch auf Widerstände stößt: „Wir müssen immer wieder beweisen, wie wertvoll unsere Arbeit ist.“ Fördergelder gab es kaum. 2019 half nur noch ein Crowdfunding, die Zukunft des Jugendzentrums zu sichern. Mudimus Durchhaltevermögen und dem Einsatz einzelner politischer Verantwortlicher ist es zu verdanken, dass es heute wieder besser um das Haus steht. Kompromisse gehören dazu, das weiß sie. An ihren Überzeugungen aber ändert sich nichts: „Dass ich mich für die Kampagne einer Partei vereinnahmen lasse, ist nicht drin.“

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA gingen auch in Deutschland Zehntausende auf die Straßen, um gegen Rassismus zu protestieren. Mit Black Lives Matter haben sich Schwarze Menschen ihr ganz eigenes Podium errichtet, um Erfahrungen und Probleme mit der großen Öffentlichkeit zu teilen. Gesprochen haben sie auch schon davor, nur hat die weiße Mehrheit eben nur selten zugehört. Schwarze Menschen bleiben meist unsichtbar und haben mit Anfeindungen zu kämpfen. Also mischen sie sich ein, um endlich mitbestimmen und in einer anderen, vor allem offeneren Gesellschaft leben zu können.

Dieser Text erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des Veto Magazins: www.veto-mag.de/shop. Unsere Botschaft an alle Gleichgesinnten: Ihr seid nicht allein!

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