Idealisierte Körper — Magda Albrecht

Abnehmen ist populär und ein lukratives Geschäft. Das Dogma heißt: Wer dünn ist, lebt länger. Magda Albrecht wehrt sich gegen Gewichtsdiskriminierung und Mythen. Doch die Debatte sei ermüdend.
9. Juli 2019
10 Minuten Lesezeit
Text: Tom Waurig — Fotos: Benjamin Jenak

Es war ein Aufschrei mit Ansage, ein klassisches Eigentor für das Magazin Barbara, das 2015 mit dem Gedanken angetreten ist, anders sein zu wollen, als die vielen anderen Frauenmagazine am Kiosk. Doch mit dieser Geschmacklosigkeit wurde Namensgeberin Barbara Schöneberger dem eigenen Anspruch nicht nur nicht gerecht, sie überschritt auch eine Grenze. Was war passiert? Im Frühjahr ließ sich die TV-Moderatorin für den Titel der neuen Ausgabe in einem sogenannten Fat Suit ablichten – einem Anzug, der mit Watte oder Schaumstoff gefüllt ist, um dünne Menschen dicker wirken zu lassen.

Noch dazu inszenierte sich Schöneberger in einem Instagram-Video an einem Buffet und schaufelte sich Salat mit einer Kelle direkt aus der Schale in den Mund. Und sagte lachend: „Tschuldigung, nichts gegen Dicke.“ Viele waren entsetzt, dabei sollte das Heft eigentlich mit „überzogenen Schönheitsidealen und falschen Normen“ aufräumen. Und das Cover? Nur ein Gag, beschwichtigte die Redaktion nach den wütenden Reaktionen auf Schönebergers Auftritt.

Genauso entsetzt über die Aufmachung war auch Magda Albrecht, die im Heft sogar noch einen Artikel geschrieben hatte. Sie sprach von „einer Frechheit“ und wies die Chefredaktion zurecht. Die Berlinerin ist Aktivistin und kämpft schon seit fast einem Jahrzehnt gegen die Diskriminierung von dicken Menschen. Die Begrifflichkeiten, die Albrechts Thema beschreiben, sind inzwischen recht vielfältig geworden: Body oder Fat Shaming sind dabei wohl die bekanntesten. Andere hingegen sprechen heute von Body Positivity und vertreten dabei den Grundsatz: „Akzeptiere und liebe dein wahres Ich!“

Magda Albrecht kämpft gegen die Diskriminierung von dicken Menschen.
Magda Albrecht kämpft gegen die Diskriminierung von dicken Menschen.

Doch im Kern drehen sich alle mehr oder weniger um ein und dasselbe Phänomen – nämlich den Kampf um Akzeptanz des eigenen Körpers. Magda Albrecht sieht ihre Arbeit aber eher in der Tradition der Fat Liberation-Bewegung, wie sie deutlich macht. Fataktivistische Communitys entstanden in den USA schon in den Fünfzigern, später auch in Großbritannien oder Australien. „Diese Gruppen setzen sich kritisch mit der Pathologisierung von dicken Körpern auseinander“, verdeutlicht sie.

Dick ist gleich krank, so heiße die gängige Erklärung, die selbst von einigen Medien immer noch sehr dankbar aufgenommen werde, kritisiert Albrecht. Und wer dick ist, der sei auch anfälliger für Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck.

Gegen diese Pauschalisierungen aufbegehrt hätten anfangs besonders Feministinnen, schwarze oder jüdische Frauen und Lesben. „Es sind alles Frauen, die erfahren mussten, wie es sich anfühlt, von anderen Menschen vermessen oder auch kategorisiert zu werden.“ Deshalb setzten sich die Anhängerinnen der Fat Liberation-Bewegung damals schon für eine veränderte Gesetzgebung ein. Dennoch ist es weiterhin so, dass Menschen, die wegen ihres Gewichts einen Job nicht bekommen, oft die juristischen Gegenmittel fehlen. Klagen scheitern meistens.

Anders 2015 am Arbeitsgericht Düsseldorf. Dort wurde die Kündigung eines Gärtners verhandelt, weil sein Arbeitgeber ihn „zu schwer und zu dick“ fand. Doch das Gericht urteilte schließlich, dass der Chef nicht überzeugend vermitteln konnte, warum eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei.

Das Festhalten an dubiosen Normen

Im Antidiskriminierungsgesetz jedenfalls ist das Merkmal Gewicht bislang nicht verankert – noch nicht. Denn die Debatte, die äußere Erscheinungsform ebenfalls in das Gesetz aufzunehmen, wird geführt. Dafür macht sich die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung stark, eine der wenigen Institutionen, die sich des Phänomens annimmt. Andere Gruppen seien da weniger fordernd, sagt Albrecht.

Body Positivity sei momentan in aller Munde, das weiß auch sie. „Für mich ist das oft ein weichgespülter Begriff, der die radikalen Forderungen, Körpergewicht nicht als Anomalie oder als krankhaft zu beschreiben, außen vor lässt.“ Weit vorn auf der Agenda stehen daher vor allem die Akzeptanz des eigenen Körpers, Selbstliebe und der Einsatz gegen alltägliche Diskriminierung. Magda Albrecht findet daran deshalb auch nicht nur Negatives: „Ich komme leichter durchs Leben, wenn ich reflektieren kann, warum ich mich immer nur hässlich oder doof finde, wenn ich in den Spiegel schaue.“ Individuell sei es ein gutes Konzept, um zum Beispiel die eigene Scham zu überwinden.

Doch der Umgang mit dicken Körper oder Dick-Sein ganz generell, sei ein strukturelles Problem. „In einer kapitalistischen Gesellschaft reicht es nicht zu sagen: Tu’ dir selbst etwas Gutes, wir sind alle schön – und hey, kauf doch vielleicht noch ein paar Beauty-Produkte. Diskriminierung werden wir nicht auflösen können, nur weil wir uns selbst lieben.“ Nichtsdestotrotz kann Magda Albrecht dieser sich verändernden Debatte durchaus etwas abgewinnen, hält sie aber dennoch nicht für die richtige.

Die Berlinerin sieht sich als Anhängerinnen der Fat Liberation-Bewegung.
Die Berlinerin sieht sich als Anhängerinnen der Fat Liberation-Bewegung.

„Die Diskussion um dicke Menschen geht einher mit dem Umstand, dass das sogenannte ‚Normalgewicht‘ immer weiter runtergerechnet wurde.“ Albrecht spielt an auf den Body-Mass-Index, kurz BMI. Er ist die wohl gebräuchlichste Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße. Sie ist aber keine, die auf neuen wissenschaftlichen Ergebnissen beruht, denn erdacht wurde sie vom Belgier Adolphe Quetelet schon im Jahr 1832. Doch eine danach errechnete Skala nutzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis heute.

Der Wunsch der WHO war eine einfache Einteilung mit einfachen Grenzwerten. „Normalgewicht“ hat demnach, wer einen Wert zwischen 18,5 und 24 erreicht. Alles darunter oder darüber wertet die WHO als „Unter- und Übergewicht“.

Wer beispielsweise bei einer Körpergröße von 1,80 Meter 80 Kilo wiegt, fällt laut WHO bereits in die Kategorie des sogenannten „Übergewicht“. Ab einem Wert von 30 spricht die Organisation von „Adipositas“, lateinisch für „Fettleibigkeit“. Für die Wissenschaft hingegen ist die altmodische Formel schon länger ein Streitfall – viele Fachleute halten sie für überholt, können sich aber nicht durchsetzen. Schon ältere Studien hatten darauf hingewiesen, dass sich die Lebenserwartung durch sogenanntes „Übergewicht“ nicht zwangsläufig verkürze. Gleiches gelte bei Folgeerkrankungen.

„Ich sage bei Veranstaltungen ganz immer stolz: Vor euch sitzt eine adipöse Referentin. Dann können alle mal lachen, aber damit hängt eben auch zusammen, dass ich in einigen Bundesländern nicht verbeamtet werden würde“, so Albrecht.

Vorurteile halten sich hartnäckig

Für die Berlinerin sind solche Regelungen nach wie vor ein Skandal, gegen den sie anzukämpfen versucht, auch wenn sich nur langsam etwas bewege. Denn es ist ein Kampf gegen die ganz Großen der Branche. Allein in Europa setzen Fitness- oder Diätindustrie jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag mit Pillen und anderen Abnehmmittelchen um. Werbung dafür machen andere – Frauenmagazine oder die Weltgesundheitsorganisation. Die warnte 2015 zum Beispiel davor, dass Europa eine „Fettleibigkeitskrise enormer Ausmaße“ drohe, wenn nicht gegengesteuert werde.

Das beste Argument für den Kauf solcher Präparate ist der propagierte Zusammenhang zwischen dem sogenannten „Normalgewicht“ und besserer Gesundheit, obwohl das selten der Realität entspricht. So fand Epidemiologin Katherine Flegal heraus, dass Menschen mit „Übergewicht“ ein um sechs Prozent niedrigeres Sterberisiko haben als „Normalgewichtige“. Albrecht kennt diese Ergebnisse und meint: „Die Unternehmen verdienen ihr Geld mit Unsicherheiten und falschen Informationen.“

Die akademische Auseinandersetzung sei ohnehin noch sehr jung, weiß Albrecht. Denn erst 2009 erschien weltweit der erste „Fat Studies Reader“, der unter anderem das Gewicht als gesellschaftliche Dimension untersuchte. Das war auch ungefähr die Zeit, als Magda Albrecht begann, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen – anfangs noch als Bloggerin. Workshops gab sie damals auf feministischen Festivals.

Kritik übt Magda Albrecht besonders an der Weltgesundheitsorganisation.
Kritik übt Magda Albrecht besonders an der Weltgesundheitsorganisation.

Heute will sie ihr Wissen mit den Menschen teilen, die noch wenig darüber wissen. Eine Szene, die sich kritisch damit befasse, die gebe es zwar schon, „aber sie ist auch nicht riesig“. So würden Gleichgesinnte eher im kleineren Rahmen auftreten oder im Netz, dort jedoch oft nicht mit Klarnamen.

Gewichtsdiskriminierung hält Magda Albrecht insbesondere für ein Thema, das viele Frauen betrifft – und Menschen, die als Frauen gelesen werden. Das Äquivalent der Frauenzeitschriften mit Diäten gebe es für Männer nicht in vergleichbarer Zahl, sagt sie. „Und stellen Sie sich mal vor, eine dicke Frau liefe oberkörperfrei durch einen Park – was wäre dann hier los? Bei einem dicken Typen gebe es sicher auch ein paar komische Blicke, aber es würde viel weniger als anstößig wahrgenommen werden.“

Doch es sind genau die abwertenden Blicke, die gehässigen Kommentare auf der Straße und online, die es den Menschen schwer machen. „Viele denken, dass die Körperideale, die wir heute haben, etwas natürliches sind und die schon so immer so waren. Und sie glauben, dass es objektiv ist, wie sie heute auf dicke Körper schauen. Diskriminierung ist von Menschen gemacht.“ Denn Vorurteile halten sich hartnäckig: Wer dick ist, hat versagt, ist faul und ungebildet.

Und das Netz ist überflutet von geschönten Bildern angeblich perfekter Körper. Diesen inszenierten Idealen wollen viele nacheifern, um mitzuhalten mit den modellhaften Vorlagen, die in der Werbung, in den sozialen Netzwerken und Magazinen propagiert werden. Gleichzeitig genießt momentan kaum ein medizinisches Konzept so hohe Popularität wie das Abnehmen. Kaum eine Gesundheitsbotschaft kommt noch ohne dieses Credo aus: „Abnehmen macht gesund.“ Wer davon abweiche, habe mit Nachteilen zu kämpfen, sagt Albrecht – im Alltag, auf Jobsuche oder beim Arztbesuch. 

Kritischer Konsum von TV-Bildern

Die Vorsilbe „über“ jedenfalls lehnt Albrecht ab. „Übergewicht“ hält sie zudem für eine konstruierte Kategorie. Sie arbeitet daher mit den Begriffen dick oder dünn. „Schlanke Menschen, sind nicht normaler als ich es bin“, fasst sie zusammen.

Und obwohl die deutsche Durchschnittsfrau entgegen aller öffentlichen Erwartungen gar keine Kleidergröße 36 oder 38 trägt, sondern Größe 42 bis 44, höre es da in den meisten Läden schon auf mit passenden Klamotten. Andere Aktivistinnen stürzen sich deshalb auf das Modethema – und sie versuchen, bei Unternehmen für eine größere Sensibilität in der Auswahl von Kleidergrößen zu sorgen.

In Anspielung darauf hat Albrecht ihrem Buch mit Absicht den Titel „Fa(t)shionista“ gegeben. Doch ihr gehe es gerade darum, anderen verständlich zu machen, dass es vollkommen okay ist, wenn Menschen unterschiedliche Körper und Fähigkeiten hätten – das gelte im Sportunterricht oder in der Arbeitswelt genauso wie überall anders auch. „Alle binären Einteilungen sind scheiße. So einfach ist unser Leben nicht.“

Magda Albrecht hat nicht nur ein Buch geschrieben, sie arbeitet auch als politische Bildnerin, hält Vorträge und Seminare in Bibliotheken, Frauenzentren oder bei Stiftungen. Vor allem in der Arbeit mit Kindern und jungen Menschen gebe es einen enormen Gesprächsbedarf, erzählt sie. „Für die soziale Arbeit ist es eine große Herausforderung, mit Sendungen wie „Germany’s next Topmodel“ umzugehen, die gerade jungen Mädchen ein ganz bestimmtes Bild von Körpernormen vermitteln. Schlank-Sein ist ein sehr präsentes Thema.“

Albrecht ist politische Bildnerin. 2018 hat sie ihr erster Buch veröffentlicht.

Auch erfolgreiche Influencerinnen sind meistens jung und dünn und preisen in ihrer Community einen gesunden Lifestyle. Gewichtsdiskriminierung war also noch nie nur ein Randphänomen. „Auch kritische Menschen hinterfragen selten den Umgang mit dicken Menschen. Viele sehen im Schlank-Sein die einzige wertvolle und gesunde Art des Lebens.“ Albrecht versucht deshalb schlüssige Antworten auf die Frage zu finden, „wie wir als Erwachsene junge Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit stärken können“. 

Bei Serien ist sie weniger für Verbote, sondern für einen kritischen Konsum. In Workshops rät sie: „Schaut es lieber zusammen und hinterfragt den Inhalt, der dort transportiert wird. Fühlen wir uns, die vor dem Fernseher sitzen, dort repräsentiert? Möchten wir, dass Mädchen und Frauen nur auf ihr Äußeres reduziert werden? Die meisten junge Menschen haben dazu eine Meinung und sie können zu solchen Fragen auch wunderbar diskutieren, sie brauchen meistens nur einen Anstoß.“

Germany’s next Topmodel hält Albrecht auch gar nicht für das größte Problem. Sie stört sich vielmehr an Serien wie „The Biggest Looser“, die nicht nur in Deutschland auf viel Resonanz stoßen. In bislang elf Staffeln duellieren sich dicke Menschen um die größte Gewichtsabnahme in möglichst kurzer Zeit. „Es ist nicht nur ungesund, sondern auch ekelhaft“, erklärt Albrecht. „Dicke Menschen werden halbnackt gewogen und müssen sich aufgrund der Anstrengung im Fernsehen übergeben, damit sich andere darüber lustig machen können. Das ist menschenverachtend.“

Andere zum Widerspruch motivieren

Bei Sexismus und Rassismus wird heute genauer hingeschaut, Sprüche werden sanktioniert und es entwickelt sich eine Übereinkunft darüber, was geht und was nicht. Die Erzählungen rund um den Hashtag #metoo und die N-Wort-Debatte haben zu mehr Sensibilität beigetragen. Magda Albrecht will Diskriminierungserfahrungen zwar auf keinen Fall miteinander aufwiegen, fügt allerdings hinzu: „Das Lustigmachen über dicke Menschen ist immer noch eine Leerstelle.“ Sie ist deshalb froh über jeden Witz, der weggelassen wird – bei TV-Serien genauso wie in Satireshows.

Es gebe zwar immer mehr progressive Produktionen, „aber auch dort passieren oft schon in den ersten Minuten dämliche Fat Jokes“. Es gebe eigentlich kaum Serien, die sie entspannt schauen könne. Ertragen könne sie das nur, wenn alle gleich viel Scheiß erleben würden, so wie in King of Queens, sagt sie lachend. Die Witze gehen gegen den dicken Kurierfahrer, aber genauso gegen seine dünne Frau. 

Erschienen ist ihr 336 Seiten starkes Buch im vergangenen Jahr, mit Anekdoten aus ihrem Leben, kritischen Kapiteln über Ernährung und zur Geschichte der Diäten. Damit war sie mehrere Monate lang auf Lesereise, auch um anderen Menschen deutlich zu machen, wie sie im Alltag intervenieren können. Denn nur die wenigsten wüssten, wann Widerspruch nötig wäre.

TV-Serien wie „The Biggest Looser“ hält Albrecht für sehr problematisch.
TV-Serien wie „The Biggest Looser“ hält Albrecht für sehr problematisch.

Albrecht wünscht sich, dass auch mal jemand bei einem blöden Witz dazwischen geht oder zumindest mal nicht mitlacht, wenn sich  wieder die ganze Gruppe über dicke Menschen lustig macht. An ihrer Arbeit hält sie auch deshalb fest, momentan jedoch nur sehr dosiert. „Wenn ich mir zum x-ten Mal anhören muss, dass ‚fette‘ Menschen einfach zu faul sind, dann kann ich das nicht immer so leicht wegstecken.“

Im Netz ist sie mit solchen Kommentaren dauernd konfrontiert. Doch diese Stimmen hört sie auch bei ihren Veranstaltungen. „Es belastet mich schon, wenn ich mich den ganzen Tag damit beschäftige. Es ist eben mehr als nur ein Job und auch kein abstraktes Thema, sondern es hat mit mir zu tun.“

Überzeugt ist sie weiter von dem, was sie tut, aber müde geworden von den endlosen Debatten und frustriert, dass sich wenig ändere. „Ich sage eigentlich immer wieder das Gleiche, kenne die meisten Studien und habe auch schon alle Gegenargumente gehört.“

Im letzten Jahr hat sie deshalb nach einer Veränderung gesucht und einen Job bei einer Fraktion im Ostteil Berlins angenommen. Mittlerweile überlegt sie sogar bei jeder Presseanfrage und verweist manchmal lieber auf ihr Buch. Stundenlange Interviews zu geben, wenn im Artikel doch nur drei Zitate abgedruckt werden, hält sie für wenig effektiv. Und am Ende müsse sie sich dann doch wieder über textliche Ausreißer wie „glücklich trotz ihrer Pfunde“ wundern. Auch wenn sie mehr Sensibilität spüre, werde sie noch oft auf angebliche eigene Probleme reduziert. „Ich persönlich bin mit diesem Thema durch. Unsicher bin ich deswegen trotzdem manchmal. Aber ich habe für mich ganz viele Antworten gefunden.“

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